Die Vorgeschichte - Teil 7

Die Vorgeschichte - Teil 7

 Nachdem ich mein Ziel erreicht hatte und es in meinen Händen hielt, wofür ich die letzten sieben Tage gekämpft hatte, beruhigte ich mich. Mein Herz hörte auf zu schlagen wie verrückt, die Schweißperlen hörten auf zu fließen. Ich lockerte meinen Griff um Elifs Hals und sie konnte wieder atmen. Ich trat zurück und sah mich um. Sie trug eine blaue Latzhose, ihre Haare waren in zwei Zöpfen zusammengebunden, eine Kamera hing um ihren Hals und ein kleiner Koffer stand neben ihr auf dem Boden. Klassischer deutscher Tourist. Soweit entsprach alles meiner Vorstellung von ihr. Aber was machten diese Männer um uns herum, wer waren sie und warum applaudierten sie uns? Ich sah mich um und sah keine versteckte Kamera, keinen roten Teppich unter meinen Füßen, nur ein paar nervös getretene Kippen. Wäre Elifs Familie gekommen, um mich zu beutachten, soll ich mich jetzt auf Knie fallen und den kleinen schnauzbärtigen Herrn um ihre Hand bitten? Woher kannte er meinen Namen? Was ist passiert?

- Das ist Zarko, sagte Elif auf Türkisch und alle lachten. 

- Wir wissen, antworteten sie in gebrochenem Deutsch und sahen mich von Kopf bis Fuß an, als wäre ich ein Lamm auf dem Bauernmarkt vor Ostern.

Der kleine schnauzbärtige Freund stand zwischen uns, hielt unsere Hände und sah von mir zu ihr. Waere der Imam von irgendwoher gekommen, und ich konnte mich bereits als verheiratet betrachten.

- Elif, murmelte er schließlich, weißt du was, auf diesen jungen Mann würde ich auch bis zum letzten Moment am Flughafen warten. Er nahm Elif den Koffer aus den Händen, warf ihn in den Gepäckraum und winkte uns zum Einsteigen zu. 

Drinnen saßen schon manche Leute, und mir wurde klar, dass dies ein Fahrer der Transfer-Vans war, die Touristen vom Flughafen abholen und gegen eine bestimmte Fixgebühr zu Hotels bringen. Aber woher kannte er meinen Namen? Woher kennen Sie den Namen des Hotels, in das er uns bringen sollte?

 

Ich saß neben Elif auf einem Doppelsitz und wollte endlich die Wahrheit erfahren.

Sie lachte und fing an, mir alles zu erzählen.

 - Also, Zarko, ich landete am Flughafen, nahm meinen Koffer und ging nach draußen, um auf dich zu warten, wie wir es vereinbart haben. Keine fünf Minuten vergingen und schon kamen mehrere Männer auf mich zu, einer davon fährt uns jetzt, und sprachen mich an.

Der Dialog verlief ihrer Erinnerung nach in etwa so:

- Meine Tochter, willkommen in der Türkei? Lassen Sie sich von uns ein Taxi in die Stadt anbieten.

- Nein danke, ich warte darauf, dass mich ein Freund abholt.

- Ah, gut, aber hat er ein Auto? Wie wird er kommen?

- Nein, nein, er ist jetzt im Bus und er kommt hierher, ich werde auf ihn warten.

- Tochter, wer ist dieser Mann ohne Auto, kommt er aus Istanbul?

 - Er kommt nicht nur nicht aus Istanbul, er ist auch kein Türke “, schnappte Elif, auf eine Weise, die nur sie tun kann, wenn jemand zu tief in ihre Privatsphäre eindringt. Dies weckte definitiv das Interesse der Menschen in der Umgebung, und andere Fahrer, die die nachmittägliche Langeweile in der Nähe mit Rauchen und Kaffetrinken töteten, schlossen sich ihrem Gespräch an.

- Wie kommt es, dass er kein Türke ist? Du bist türkisch. Was ist er denn? - versuchten sie, alles von ihr herauszukratzen.

- Er ist Bulgare! Aus Sofia. - Dies erhöhte nicht nur das Interesse an ihr, sondern brachte auch erhebliche Spannung in ihr Gespräch. Türken, obwohl relativ tolerante Menschen zu sein, mögen es nicht, wenn jemand von einer anderen ethnischen Zugehörigkeit, geschweige denn einer anderen Religion, ihre Mädchen zur Frau nimmt. Vor allem hier in Istanbul, direkt vor ihrer Nase.

- Wie kommt es, meine Tochter, dass du einen Bulgaren erwartest? Bist du verrückt. Komm, wir finden für dich den schönsten Mann in Istanbul, steigen Sie einfach zu einem von uns ins Taxi. Wir fahren direkt zum besten Hotel, Sie essen in den besten Restaurants und morgen wählen Sie aus, denjenigen, den Sie möchten. Ich habe auch Jungs in meiner Familie zu heiraten. Lass diesen Bulgaren in Ruhe. Wie auch immer, woher kennst du ihn? - Die Männer wetteiferten darum, Elif das beste Angebot zu machen.

- Aus einem Hotel in Antalya, wo wir uns vor drei Tagen am Pool getroffen haben, und hör auf, mir deine Jungs und Hotels anzubieten. Ich bleibe hier und warte bis 16:00 Uhr auf ihn, und ich bin mir sicher, dass er kommt. Wenn er nicht kommt, drehe ich um und steige in den Flieger nach Samsun und fliege zu meiner Mutter. Elif hielt ihre Position fest und wollte nicht einmal hören, dass sie in verschiedene Taxis steigen soll um sich junge und sehr reiche türkische Junggesellen auszusuchen. Diese Tatsache stärkte natürlich mein Selbstwertgefühl, aber ich tat so, als wäre es nichts Neues für mich.

- Okay, dann ruf ihn an, schlug jemand aus der Gruppe vor. Lass ihn di vergewissern, dass er kommt, wir lassen dich hier nicht allein. Sobald er dir sagt, wo er ist, gehen wir. Wir haben uns in der Eile im Hotel die Nummer gar nicht ausgetauscht.

- Ich habe seine Nummer nicht, aber eines bin ich mir sicher - er ist gerade hier am Flughafen und sucht nach mir. Ich weiß nicht, ob sie in diesem Moment meine Energie gespürt hatte, aber meiner Erinnerung nach befand ich mich um diese Zeit im Stockwerk über ihr und versuchte, durch die ganze Schlange zu kommen, um in die Halle hineinzukommenq um sie zu finden.

Die Aufregung in der Gruppe wuchs mit jedem Moment. Sie brachten Elif Kaffee und Wasser und boten ihr einen Stuhl zum Sitzen an. Diese Menschen, die an diesem Flughafen viele Schicksale gesehen und miterlebt haben, waren entschlossen, Elif zu helfen. Zu der Gruppe gesellten sich immer mehr Fahrer, die sehen wollten, wie dieser junge Mann aussah und ob er auftauchen würde. Die peinliche Stille wurde vom Ältesten der Gruppe unterbrochen, meinem Retter mit dem hübschen Schnurrbart.

- Schau, ich kann nicht glauben, dass er kommt. Leute wie er belügen dich nur in Hotels. Aber für mich siehst du nicht wie eine dumme Frau aus. Wenn er hier am Flughafen ist, dann werden wir ihn jetzt alle hier suchen, und ich verspreche dir, dass ich ihn persönlich an der Hand zu dir bringen werde . Weißt du wenigstens seinen Namen?

- Sein Name ist Zarko Alexandrov, und Sie haben genau fünf Minuten, um ihn zu finden.

 Er riss einen Karton in Stücke und ließ Elif meinen Namen darauf schreiben. Dann verteilte er die Schilder und schickte seine Kollegen durch das ganze Flughafengebäude, um nach mir zu suchen. Toiletten, Geschäfte, Zoll, Polizei – alle hatten einen klaren Umkreis, den sie absuchen mussten, um mich zu finden. Jeder von ihnen nahm sein Stück und ging in das Gebäude hinein.

Kurz vor 16.00 Uhr, während ich zusah, wie die Uhr die letzten Sekunden herunterzählte, hatte mich der kleine schnauzbärtige Herr gefunden und meine Hand gepackt, so wie er Elif sein Wort gegeben hatte. Wenige Minuten später hatte sich mein Erscheinen im Flughafen herumgesprochen, der Alarm wurde aufgehoben und wir standen alle vorne.

Es gibt immer noch Orte auf dieser Welt, wo das Wort eines Mannes alles bedeutet. Istanbul war zu meinem Glueck einer von diesen!

Ich hoerte mir die Geschichte zu, guckte durchs Fenster auf den Sonnenuntergang und entschloss mich das Spiel zu Ende zu bringen. Ich tat meine Hand auf Elifs Knie und guckte in ihre Augen. Wenn sie meine Hand genommen und auf Seite gebracht haette waere alles umsonst gewesen.

Sie schaute mir zu und tat ihre Hand obendrauf und fluesterte mir ins Ohr - du hast verdammt viel Kusmet (Glueck).

Irgendwo in der Ferne singte der Hodja sein Abendgebet. Istanbul hatte mir seine Tuere geoeffnet und das anvertraut, wofuer ich die letzten drei Tage gekaempft habe - die Liebe seiner Tochter. Ich musste sie nie wieder gehen lasse. Naechstes Kapitel

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