Kahvaltı - Kavalt /tr/, das Frühstück - Teil 10

Kahvaltı - Kavalt /tr/, das Frühstück - Teil 10

     Elif rauchte ihre Kippe fertig und warf sie auf den  Boden. Diesmal liess sie sie da liegen. Sie integrierte sich schneller, als ich erwartet hatte. Ich sammelte mich ein wenig auf und wir gingen beide zu dem nahe gelegenen Eckladen neben uns. Es war klein, aber vollgepackt mit Waren. Wir beide kamen drinnen kaum zusammen, und wenn wir uns etwas ansehen wollten, mussten wir uns beide in die gleiche Richtung drehen, um nicht aneinanderzustoßen. Frühstück in der Türkei ist nicht nur eine Mahlzeit. Es ist eine Tradition und eine Leidenschaft. Elif schob mich beiseite und fing an zu bestellen – gelber Käse, weisser Käse, Halva, Butter, Brot, Oliven, Marmelade, Schokoladen, Olivenöl. Der Verkäufer, ein pummeliger Onkel, saß einfach hinter der Waage, diese eine weiße mit dem langen roten Pfeil, wog alles ab, schrieb alles mit einem Bleistift, den er hinters Ohr zog, auf einen dreckigem Zettel und schob die Tüten  ueber die Tecke auf. Ich griff einfach über die Theke über einen Turm aus Eierschalen und nahm die Tüten entgegen.  

Traditionelles türkisches "serpme"-Frühstück

 - Teshekur ederim, danke. Ich hatte bereits ein Dutzend Wörter auf Türkisch gelernt, und zusammen mit denen, die in unserer bulgarischen Sprache aus der Zeit des Osmanischen Reiches geblieben waren, konnte ich mich in meinem täglichen Leben zurechtfinden. Ein Passant musste uns die Tuer aufmachen, da ich keine Haende mehr frei hatte. Ich schob zuerst die Taschen raus und ging auf die Straße hinaus. Hinter mir schwebte Elif wie ein Star des Cannes-Festivals auf dem roten Teppich. Sie wedelte fröhlich mit den Händen und zündete sich eine Zigarette an. 

- Wie schön es hier ist, nicht wahr, Zarko -  Es war wirklich schön. Schweißperlen liefen mir über die Stirn, direkt in meine Augen, und ich sah die Welt um mich herum so, wie ein Fahrer, der in einem Regenguss fährt, aber seine Scheibenwischer nicht funktionieren. Ich hielt ungefähr 5 kg und mindestens 10.000 Kalorien in jeder Hand. Ich hatte seit gestern Morgen nichts mehr gegessen. Vor meinen Augen schwebte schon Sterne vor Hunger. Irgendwie konnte ich die Schoenheit des Lebens gerade nicht geniessen.

- Zarko, wir haben das Wichtigste vergessen. Komm mit, wir können ohne Baklava nicht frühstücken. Um Gottes willen, Elif, ich hatte in Istanbul nicht ein oder zwei Gefahren umgangen, warum willst du mich am Ende mit Diabetes umbringen. Ein Kilo Tahini Halva und zwei Tafel Schokoladen werden uns wohl reichen. -  und wir holen ein paar Toulumba, fügte sie fröhlich hinzu.

Traditionelles Tuerkisches Sussgebaeck

- Natürlich, wenn du möchtest, aber du wirst sie selbst tragen. - ich wollte einfach nicht aufegben.

- Komm schon, schau dich an, du hast einen freien Finger an deiner linken Hand. Er ist ein bisschen blass, aber er wird bis zum Hotel durchhalten. Ich konnte meine Hände nicht mehr wirklich spüren. Die Plastiktüten schnitten mir in die Finger und unterbrachen die Blutzufuhr. Meine Fingerkuppen waren einfach weiss. 

***

    Am Ende der Straße war eine kleine Konditorei. Elif hüpfte vor mir her wie ein Osterhase aus einem Zeichentrickfilm. Ich folgte ihr mit zwei Tüten in der Hand und versuchte den unmöglichen Slalom zwischen alten Herren, die auf kleinen Hockern Backgammon spielten, Bagelverkäufern, Schustern, Kindern, Müttern mit Kinderwagen, in der Sonne liegenden streunenden Hunden und Teeverkäufern. Wenn mein Skilehrer mich sehen könnte, wäre er stolz auf meine geschmeidigen Schwünge zwischen diesen Hindernissen. 

Alles in allem schien es, dass sich die Dinge zu beruhigen begannen, obwohl der Morgen ziemlich emotional begann. Denken Sie das niemals. In Istanbul kann sich in weniger als einer Sekunde alles ändern. Direkt vor der Konditorei vor lauter Schweiss in minen Augen konnte ich nichts mehr sehen und trat einem Hund auf den Schwanz. Er erschrack sich und sprang auf. Seine Kraft warf hat die Tabletts von zwei Opas um, verschuette deren Tee und sprang schliesslich vor ein Auto. Der Fahrer trat auf die Bremse, erschreckte den Jungen mit dem Tablett mit Tee, der es direkt vor Elifs Füße goss und vor sie fiel. Auf der Teepfuetze rutschte ich aus, ließ die Taschen fallen und brach neben ihm zusammen. So eine Kettenreaktion hatte ich nur als Kind erlebt, als wir die Dominosteine ​​in langen Reihen aufstellten und den ersten Stein umschoben, der alle anderen umwarf. Verdammt, was würde jetzt passieren? Aus allen Ecken begannen Menschen rauszuklettern – Kinder, Frauen, Männer, Junge, Alte. Ich erwartete das Schlimmste. Plötzlich spürte ich die Hand eines starken Mannes unter meinen Armen. Der Konditor war herausgekommen und half mir auf. Die Leute, die kamen, halfen dem Jungen auf die Beine. Dann bückten sich alle, sammelten meine Einkäufe in den Tüten, richteten den Tisch auf, stellten das Tablett darauf, stellten die Spielsteine genau ​​so, wie sie waren, schenkten jedem der Opas eine neue Tasse Tee ein und verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren. Das Auto gab Gas und raste irgendwohin weiter, der junge Mann hob sein Tablett vom Boden auf und ging. Der Hund gähnte, sah mich an und legte sich genau dort hin, wo er war, bevor ich ihm auf den Schwanz trat. Das Leben ging genau dort ungestoert weiter, wo ich versucht hatte, es zu unterbrechen.

**

Ich sah mich nach Elif um. Sie rauchte neben mir schon wieder. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Tuete mit einer Schachtel darin.

- Weißt du was, vielleicht wäre es besser, wenn ich selber die Süßigkeiten trage. - sie lachte, wünschte den Menschen um uns herum einen schoenen Tag und ging weiter.

Der Konditor sah zuerst Elif an, dann mich, lächelte und wünschte mir nur

"Kusmet, olum" - Viel Glück, mein Sohn. Er schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und ging zurück in seinen Laden. 

Ich hob die Taschen vom Boden auf und folgte der Prinzessin von Istanbul zu ihren Gemächern. 

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